Leseprobe 

“Dann will ich ihnen von Mala erzählen, einem zierlichen und schüchternen Krämermädchen. Sie war gerade einmal acht Jahre alt und hatte zottiges, rotblondes Haar, das gerade an ihre kleinen Schultern heranreichte. Sie trug eine schmutzige Hose und ein zerschlissenes Hemd, das man schon als Kleid bezeichnen konnte. Das verwilderte Straßenkind trieb sich schon seit vielen Wochen allein und heimatlos herum und hatte seine Schüchternheit noch immer nicht überwinden können. Mit seinen feinen Gliedern schien es den Krämern eher im Weg zu stehen als ihnen nützlich zu sein. Es hatte noch immer nichts Listiges an sich, wie es sich Straßenkinder normalerweise schnell angewöhnt hatten. Mala trug aber schon die Widersprüchlichkeit von Heimatlosigkeit und Freiheit, von Schutzlosigkeit und wilder, ungezähmter Ungebundenheit in sich. Sie war für ein Krämerkind handwerklich ungewöhnlich unbegabt, aber sie hatte wache Augen und einen wissbegierigen Geist. Nur hatte ihr diese Wissbegier noch nicht viel genutzt. Doch sie sollte gleich eine andere Erfahrung machen.”

Aus der Geschichte Straßenkinder