“Es ist eine bittere Erkenntnis für den Betrachter unserer Zeit (…),
dass die edelste Frucht des Verstandes (und des Herzens)
bisher der Menschheit gänzlich entgangen ist:
der ausgewogene Mensch in einer ausgewogenen Gesellschaft.”

Sir Yehudi Menuhin

 

Mensch zu sein, ist dies in unserer heutigen Zeit genug? Ich denke nicht. Wir sind auch herausgefordert, Mensch zu werden. Doch was bedeutet Menschwerdung?
Bildung ist dafür eine wichtige Komponente. Sie stellt jedoch nicht einfach eine Ansammlung von Wissen dar. Die feinere, höhere Bildung ist in erster Linie eine Charakterbildung. Dazu gehört auch die Fähigkeit zur Reflexion, zur Sublimierung, zur Empathie.
In unserem Sozialgefüge ist die Art der Existenz des Einzelnen abhängig von den Möglichkeiten, die ihm eine Gesellschaftsstruktur bietet. Werden diese einem Individuum nicht ausreichend zur Verfügung gestellt, kann Leben schnell existentiell bedrohlich werden. Überleben allein ist nicht genug. Vielfältiges Potential geht einer Gesellschaft damit verloren.
Die Erfüllung der Grundbedürfnisse wie Wohnen, Nahrung und Teilhabe in unserer technologisch fortgeschrittenen Gesellschaft nicht dem Individuum allein zu überlassen, kann sich als förderlich für individuelles humanes Verhalten erweisen. In dem Gefühl existentieller Absicherung, als Grundrecht anerkannt, ist es dem Menschen möglich, sich seiner inneren Menschwerdung zu widmen.
Ein sich selbst bewusster und von ethischen Grundprinzipien geleiteter Mensch ist befähigt, sich mit seinem ganzen Potential fördernd und befriedend in die Gesellschaft einzubringen.